Kanton Zug muss über die Bücher (Kolumne in der Zuger Woche Januar 2012)

8. April 2012

Der Kantonsrat entschied Ende 2010 keine weitere Institution oder Fachstelle für die Gleichstellung von Frau und Mann mehr zu führen. Unter Namensaufruf glaubte der Rat mit 37 zu 36 Stimmen, dass die Gleichstellung im Kanton genügend umgesetzt sei. Gegen diesen Beschluss reichten verschiedene Organisationen und Privatpersonen eine Beschwerde beim Bundesgericht ein. Nach einem Jahr liegt nun das detaillierte Bundesgerichtsurteil (Urteil 1C 549/2010 vom 21.11.2011) vor.

Das Gericht zeigt auf, dass die tatsächliche Gleichstellung von Frau und Mann im Kanton Zug nicht erreicht ist. Hier muss der Kanton gestützt auf Bundesverfassung und weiteren völkerrechtlichen Bestimmungen, Alternativen erarbeiten, damit die Chancengleichtheit der Geschlechter gefördert und umgesetzt werden kann. Selbstverständlich ist diese Chancengleichtheit ein Prozesse, welcher nicht einfach einmal abgeschlossen sein wird. Gleichstellung von Frau und Mann betrifft viele Lebenssituationen und Lebensabschnitte. Lohngleichheit für gleiche Arbeit ist z.B. ein Thema, welches auch im Kanton Zug immer wieder für Schlagzeilen sorgt. Schulkarrieren, Ausbildung an Universitäten sowie Anstellungen in Kaderpositionen sind weitere Bereiche, in welchen noch zu oft Ungleichheiten bei den Geschlechter bestehen. Selbst die Politik kommt schlecht weg. So hat der Kanton Zug nur gerade eine Regierungsrätin und die Quote der Kantonsrätinnen sank in dieser Legislatur von 32.5 % auf 22.5%. Gleichstellung gibt es auch nicht gratis. Finanzen und Zeit müssen investiert werden, damit Chancengleichtheit in der Gesellschaft selbstverständlich wird.

Mit den anderen 35 Kantonsrätinnen und Kantonsräte bin ich der Meinung, dass der Kanton Zug auch in Zukunft handeln muss. Selbstverständlich kann über die Form dieses Handlens diskutiert werden. Das Bundesgericht schreibt nicht vor, welche Art der Förderung zur tatsächlichen Gleichstellung eingesetzt werden soll. Zug hat da freie Hand. Ich bin gespannt wohin die Reise führt.